28. SONNTAG im Jahreskreis

Wenn man sieht, wie Menschen unter Krankheiten, körperlichen Gebrechen und Schmerzen leiden, dauernd zum Arzt gehen müssen oder immer wieder im Spital landen.... dann muss man dankbar sein für jeden Morgen, an dem man gesund aufsteht und sich abends ins Bett legt. Wir haben viele Gründe zur Dankbarkeit, ja dafür, dass wir überhaupt da sind. Wie oft sagen wir das Gott? Habe ich Gott schon dafür gedankt, wenn es mir gut geht?

Diese Frage stellt Jesus uns heute. Der Anlass ist seine Begegnung mit zehn Aussätzigen. Ob das nun Lepra-Kranke waren, oder Menschen mit Hautkrankheiten ist nicht so klar. Auf jeden Fall hatten sie ein furchtbares Leben. Sie mussten jeden Kontakt mit Gesunden vermeiden, schon von weitem rufen „Unrein, unrein!“. Sie waren isoliert, ausgestoßen aus der Gesellschaft, die sich gegen Ansteckung schützen wollte. Darüber hinaus galt damals auch die Überzeugung: Ihre Krankheit war eine Strafe Gottes. Sie waren also gebrandmarkte Menschen. Und wenn einer meinte, es ginge ihm besser und er wäre praktisch geheilt - was natürlich nicht so oft vorkam, denn man hatte keine Mittel, keine Medikamente gegen diese Krankheit - musste er sich den Priestern zeigen und die entschieden dann, ob er wieder in die Gesellschaft, wieder ins Leben, zurückkehren durfte. Das war die Situation.

Zehn solcher Menschen begegnen Jesus. In ihnen ist noch so viel an Lebenswillen und Lebendigkeit, dass sie nicht aufgeben, um ihr Leben zu kämpfen. Sie müssen schon von Jesus gehört haben, denn sie nennen ihn sogar „Herr“ (was ein besonderer Titel war) und rechnen damit, dass er ihnen helfen kann. Dann kommt das Überraschende: Jesus tut nichts, sagt nichts, um sie zu heilen, sondern sie sollen sich den Priestern zeigen. Wozu? Das hat doch keinen Sinn! Sie sind noch krank! Aber sie tun es tatsächlich. Ist ihr Vertrauen zu Jesus so groß? Oder halten sie sich in ihrer Verzweiflung wie an einem Strohhalm fest?

„Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein.“ Das wird fast so nebenbei gesagt. Es ist, als ob der Evangelist Lukas mit dieser Erzählung nicht eine Wunderheilung beschreiben will. Es geht ihm um etwas anderes. In den Evangelien wird von etwa 30 Heilungen durch Jesus berichtet: Blinde, Taubstumme, Gelähmte, Aussätzige und auch schwer seelisch Erkrankte. Sogar die Gegner von Jesus können das nicht leugnen. Aber sie interpretieren diese Heilungen so, dass dieser Jesus einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätte: „Mit Hilfe von Beelzebub treibt er die bösen Geister aus“, sagen sie. Mit den Heilungen will Jesus aber demonstrieren, dass Gott wirklich im Leben der Menschen wirksam wird und zwar heilsam. Das Reich Gottes, die Herrschaft Gottes wird sichtbar. Und das ist auch in der heutigen Erzählung der Fall.

Alle zehn werden geheilt. Unbeschreiblich große Freude. Aber neun von ihnen bringen das nicht mit Jesus und mit Gott in Verbindung. Das tut nur einer, der zu Jesus zurückkehrt. Für ihn ist diese Heilung eine Gottesbegegnung und zwar in der Person von Jesus. Der biblische Glaube ist überzeugt, dass Heilung, wie das Leben überhaupt, nur von Gott kommen kann. In Jesus wirkt Gott. Und zu diesem Mann sagt Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Dein An-mich-Glauben wird dir immer helfen. Geh! Du wirst Heil erfahren, sofern du meine Wege gehst, wie ich sie dir vorschlage.

Die zentrale Botschaft dieser Erzählung ist nicht die Heilung, sondern der Glaube und die Dankbarkeit.

In unseren ausweglosesten Situationen, im Gefühl, ausgestoßen oder am Ende zu sein, bei dem Gedanken „Gott hat mich verlassen, er ist mir fern“, dürfen und sollen wir uns an Jesus wenden, nach seinem Willen fragen, uns von ihm ansprechen und senden lassen. Dieser Jesus ist es, durch den das Wohlwollen Gottes sich uns zuwendet. Der Glaube an Jesus und an Gott ist heilsam. Er rettet.

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